Home Podcast Deep Story #92 | getrübter Verstand | Roumex

Deep Story #92 | getrübter Verstand | Roumex

So langsam neigt sich unser Inselabenteuer dem Ende entgegen. Die Ereignisse vor Ort scheinen den Protagonisten zu täuschen und seinen Verstand zu vernebeln. Ist er nach der langen Zeit der Einsamkeit überhaupt noch gesellschaftsfähig? Wie würde er auf andere Menschen reagieren. Würde seine dunkle Seite überhand nehmen? Erfahrt es in der neuen Episode! Musikalisch begleitet wird das schwanken zwischen Realität und Wahnsinn von Roumex. Die beiden haben gerade ihre „Katharsis“ EP auf Kittball veröffentlicht und passen mit ihren düsteren und mysteriösen Sound zur angespannten Lage auf der Insel und im Verstand des Hauptdarstellers.

Ich bin hier heruntergestiegen. Am Rande des Dschungels stehe ich, gut vor ihren Blicken verborgen. Zwei Zweige schiebe ich zur Seite, damit ich sie besser sehen kann. Planschen und kichern, das machen sie. Nackt sind sie vor einigen Minuten ins Wasser meines Ozeans gehüpft. Gerade hat sie seinen Kopf unter Wasser gedrückt. Er hat wie im Theater, ganz und gar übertrieben, nach Luft geschnappt. Er ruft sie mit dem Namen Linea. Seine Stimme ist fest und fröhlich. Hallt von den Felsen wieder. Das Schiff, eigentlich nur eine kleinere Yacht, schaukelt sanft vor sich hin, im ruhigen Wasser der Bucht. Vor Erregung zieht sich mein Körper zusammen. Kleine Ameisen laufen meine Glieder hinauf.
Sie liegen im Sand. Sie liegen in der Mittagssonne an meinem Strand und halten sich an den Händen. Erschöpft von ihrem verliebten Spiel im erfrischenden Wasser. Leise höre ich ihre Stimmen. Ein Sturm tobt in mir. Wenn ich nun nach oben ginge und mich im Wald versteckte, sie würden mich niemals entdecken. Sie würden wieder fort von hier fahren. Irgendwohin in ihr Glück hinein. Und später ihr Unglück. Sie würden die Insel in einer verschwommen anmutigen Erinnerung behalten. Ohne zu wissen, was sich auf ihr verborgen hätte. Ohne zu wissen, dass ich mich darauf verborgen hätte, hinter wedelnden Zweigen. Hinter düsterem Geflecht. Ohne zu wissen, dass sie dem Unheil so nahe gekommen waren, bis ich meine Warnung ausspräche. Ich würde in einer kleinen Weile den Körperchen entgegenschreiten und stolz meinen Kopf hoch erheben. Als Vertreter der Menschen würde ich ihnen entgegentreten. Immer wieder drehte ich Humboldts Worte in meinem Kopf hin und her, die mich von jeher in ihren Bann gezogen haben und die für mich nun zu einer wahrhaftigen Berufung geworden sind:

„Der größte Mensch ist daher der, welcher den Begriff der Menschheit in der höchsten Stärke und in der größten Ausdehnung darstellt; und einen Menschen zu beurteilen heißt nichts andres, als fragen: welchen Inhalt er der Form der Menschheit zu geben gewusst hat. Welchen Begriff man sich von der Menschheit überhaupt zu bilden hätte, wenn er das einzige Muster wäre, aus welchem man denselben abnehmen könne.“

Doch ist dem Wahnsinnigen sein Wahnsinn gegenwärtig? Bin ich mir sicher, dass es so ist? Bin ich mir sicher, dass ich nach den langen, einsamen Monaten auf meiner Insel meinem Verstand trauen kann?

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Text by:
@Simon Rucker
Tracklist:
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Slowly our island adventure is nearing its end. The events which happened there seem to confuse the protagonist and cloud his mind. Would he still be able to adapt socially to the society after this long period of solitude? How would he react to other people? Would his dark side get the upper hand? You can find this out in the new episode! And Roumex has made a soundtrack about this uneasy vacillation between reality and madness. This duo has just released their “Katharsis” EP on Kittball and their dark and mysterious sound perfectly fits the tense situation on the island and in the mind of the main character…

‘I arrived here, standing at the edge of the jungle, well hidden from their eyes. I pushed two branches aside so that I could get a better view of them. They were splashing and giggling, and diving – naked – into the water of my ocean. She playfully pushed his head under the water. He had, like in the theater, completely exaggerated, gasping for air. He called her by the name of Linea. His voice was firm and happy, echoing back from the rocks. The ship, actually only a smallish yacht, rocked gently in the calm waters of the bay. My body filled up with excitement. It felt like small ants going up my limbs.
A little later they were lying in the sand. They enjoyed the midday sun on my beach and held hands, exhausted from her love game in the refreshing water. I heard their voices softly. A storm raged inside my head. If I went back and hid in the forest, they would never discover me. They just would sail away from here. Somewhere in their happiness – and later misfortune – they would keep the island as a blurry blissful memory. Without knowing who was lurking in the woods. Without knowing that I was hiding, behind the waving branches. Without knowing that they had come so close to disaster until I pronounced my warning. I could have stood up and proudly raised my head. As a representative of the people, I would have opposed them. Again and again I repeated Humboldt’s words in my head, which have always fascinated me and had become a real battle cry for me:

“The greatest man, therefore, is the one who represents the concept of humanity in the highest strength and in the greatest extent, and to judge a man means nothing other than to ask what content he has given to mankind. What concept should one form of humanity if it were the only pattern from which one could remove it? “

But is a madman aware of his own madness? How could I be sure this was still the case? And how could I be sure that I could still trust my mind after the long, lonely months on my island… ?’

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Text by:
@Simon Rucker
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